WER WIR SIND
Prädikanten unter sich
Jens Ammer und Veronika Kabis im Gespräch
In der Evangelischen Kirche können auch Ehrenamtliche Gottesdienste gestalten. Eine besondere Ausbildung durchlaufen Prädikantinnen und Prädikanten. Am Ende dieser „Zurüstung“ werden sie ordiniert. Sie dürfen dann auch taufen, Paare trauen und Menschen beerdigen. In Brebach-Fechingen und Bliesransbach ist Jens Ammer als Prädikant im Einsatz, in Schafbrücke Veronika Kabis. Die beiden haben sich über ihre Tätigkeit unterhalten.
VERONIKA: Es ist jetzt elf Jahre her, dass ich ordiniert wurde. Eigentlich wollte ich damals lieber Theologie studieren. Aber neben Beruf und Familie war das unmöglich. Prädikantin zu werden, war zunächst eher eine Notlösung für mich. Heute würde ich sagen: Glück gehabt! Ich liebe es, Gottesdienste vorzubereiten und Gottesdienst zu feiern. Mir geht das Herz über, wenn ich Kinder oder Jugendliche taufen darf. Besonders berühren mich Bestattungen. Die Gespräche mit den Angehörigen, die Planung der Feier, das Schreiben von Texten und Aussuchen von Musik, die ein wenig trösten können – darin finde ich Sinn. Und warum bist du Prädikant geworden?
JENS: Eigentlich hatte ich schon früh zwei Berufswünsche: Tierarzt oder Pfarrer. Nachdem ich unseren Hund als Zehnjähriger „getauft“ habe, dachte jeder, dass ich einmal Pfarrer würde. Seit meiner Konfirmation 1991 habe ich regelmäßig Orgel in unseren Gottesdiensten und in der damaligen Gemeinde Sitterswald gespielt. Nach Ende der Schulzeit habe ich den Wunsch, Pfarrer zu werden, verworfen. Stattdessen bin ich seit 2005 Lehrer am katholischen Albertus-Magnus-Gymnasium in St. Ingbert. Neben meinen Studienfächern Biologie und Chemie unterrichte ich in diesem Schuljahr auch evangelische Religion und das Seminarfach. Seit 2014 bin ich zudem Abteilungsleiter Oberstufe und kümmere mich um den Unterricht in der Oberstufe und die Abiturprüfungen. 2012 war mein Schlüsselerlebnis: Ich saß im Karfreitagsgottesdienst in Bliesransbach, der vom Prädikanten Andre Foedisch aus Scheidt gehalten wurde. Die ganze Zeit überlegte ich, woher ich den „Pfarrer“ kenne. Gegen Ende war klar, dass ich Andre vom Handballspielen im TV Brebach kannte. Der Talar hatte mich irritiert. Nach dem Gottesdienst hat er mich über Prädikanten aufgeklärt, von denen ich bis dato noch nichts gehört hatte. Langsam keimte dann in mir der alte Pfarrerwunsch wieder auf. 2015 wurde ich vom Presbyterium für die Zurüstung vorgeschlagen. Nach drei Jahren Wartezeit ging es dann los. 2021 wurde ich ordiniert. Und was machst du im „richtigen“ Berufsleben?
VERONIKA: Ich bin Sprachwissenschaftlerin und arbeite im Rathaus St. Johann. Dort bin ich zuständig für die Integration von Zugewanderten. Bei meinen Gottesdiensten kann ich oft aus meiner langen Berufserfahrung schöpfen. Mein Glaube ist zugleich mein Wertekompass. Mir ist es wichtig, dass wir als Christinnen und Christen ganz klar Position beziehen gegen Rechtspopulismus, der ja leider auf dem Vormarsch ist. In meine Gottesdienste fließen auch meine Hobbies mit ein, insbesondere Literatur und Musik. Ich mache seit vielen Jahren Literaturgottesdienste, und seit einiger Zeit darf ich diese auch als Radiokirche für SR Kultur gestalten. Das macht mir besonders viel Freude. Wenn du auf das letzte Jahr schaust: Welcher Gottesdienst hat dir am meisten bedeutet?
JENS: 2024 waren mir zwei Gottesdienste sehr wichtig. Zum einen war dies die Osternacht, die wir mit dem JuGo-Team in Fechingen gefeiert haben. Es war ein prägendes Erlebnis, denn mir wurde die Bedeutung unseres christlichen Glaubens auf eine nicht mit Worten zu beschreibende Art bewusst. Zum anderen war es unser Jubiläumsgottesdienst mit Gemeindefest zum 50-jährigen Jubiläum der evangelischen Kirche in Bliesransbach. Da ich in dieser Kirche vor fast fünfzig Jahren getauft wurde und viele Jahre in Bliesransbach gewohnt habe, liegt mir diese Kirche besonders am Herzen. Dass ich im Gottesdienst sprechen durfte, war für mich eine große Ehre.
VERONIKA: Anfang des Jahres habe ich einen Gottesdienst gemacht über „Erlösung“. In der Vorbereitung habe ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt, das hat mich persönlich weitergebracht. Letztlich sind aber die schönsten Gottesdienste diejenigen, bei denen ich spüre, dass Texte und Musik ineinandergreifen und die Menschen berühren. Das habe ich zuletzt im Gottesdienst zum Thema „Gott, der Atem der Welt“ erlebt.
Die Reihe „Wer wir sind“ wird in den nächsten Gemeindemagazinen fortgesetzt. Darin werden Mitarbeitende und Ehrenamtliche aus den Gemeindeteilen Schafbrücke, Brebach-Fechingen und Bliesransbach vorgestellt.
28.11.2024